Von der Vielfalt der Theorien und praktischen Experimente der letzten Jahrzehnte
sind für Steffen Müller-Wöhr zwei zu nennen:

Die ”Prozesskunst”, deren Axiom besagt, dass künstlerisches Schaffen nicht auf ein endgültiges Ergebnis zielen solle, dass viel- mehr dieses Schaffen selbst, der Entstehungsprozess als Kunst aufzufassen sei.

Concept art, ”Konzeptkunst”, stellt eine Idee von Kunst und Kunstschaffen in den Mittelpunkt, ein geistiges Konzept, das das Werk dominiert.

Steffen Müller-Wöhr definiert seine Bilder als konzeptionelle Kunst.
Sein Konzept ist das simultane Schaffen mit beiden Händen, eine Fähigkeit, die er trainiert und zur Virtuosität gesteigert hat. Das beidhändige Zeichnen und Malen ist nicht originalitätssüchtige Artistik, sondern der
von ihm gewählte Weg zu persönlicher, originaler Formfindung.

Ein Konzept, eine Vision steht vorher fest: der Aufbau, die Farben, die formale Struktur;
die Motive, besser gesagt die Einzelformen, die variiert werden, aber doch so nahe beieinander bleiben, dass sie einen Akkord bilden, kristallisieren sich bei der Arbeit.

SMW lässt mit seiner beidhändigen Technik Parallelen zur Natur entstehen:
symmetrische Gebilde, die nicht mathematisch konstruiert, vielmehr organisch, lebendig, natürlich geworden sind und im Ergebnis die Asymmetrien, die Unregelmäßigkeiten aufweisen, die etwa unsere Gesichter haben, wenn wir sie im Spiegel genau betrachten.

Prozesskunst und Konzeptkunst sind natürlich keine patentierten Herstellungsverfahren; sie sind Ansätze und bieten höchst variable Anregungen für Selbstfindung und Selbstverwirklichung des einzelnen Künstlers. Auch für Steffen Müller-Wöhr und sein Publikum bedeuten die genannten Etiketten allenfalls das, was der Ton der Stimmgabel für den Sänger leistet.

 
 
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